Unterschiede zwischen Insemination und In-vitro-Fertilisation (IVF)

durch (gynäkologe), (embryologin) Und (invitra staff).
Aktualisiert am 15/10/2020

Es gibt verschiedene Kinderwunschbehandlungen und assistierte Reproduktionstechniken, die unfruchtbaren Männern und Frauen helfen können, Eltern zu werden.

Die am weitesten verbreiteten und daher in der heutigen Gesellschaft bekanntesten Behandlungsmethoden sind die Intrauterine Insemination (IUI) und In-vitro-Fertilisation.

Welche dieser Methoden angewendet wird, hängt von den Patienten und deren Fruchtbarkeitsproblemen ab. Daher ist es äußerst wichtig, die Ursachen zu bestimmen, damit die passende Behandlung gewählt werden kann, die den höchstmöglichen Erfolg bietet.

Auswahl der assistierten Reproduktionstechniken

Alle Paare, die nach einem Jahr ungeschützten Geschlechtsverkehrs nicht schwanger werden, sollten sich in eine Kinderwunschklinik begeben, um ihren Fruchtbarkeitsstatus zu überprüfen.

Bei Frauen über 36 wird die empfohlene Wartezeit auf 6 Monate reduziert. Bei offensichtlichen Sterilitätsproblemen ist es ebenfalls nicht nötig, abzuwarten.

Sobald die Ergebnisse der Fruchtbarkeitsuntersuchungen vorliegen, zu denen Hormonanalysen, Ultraschall und Samenanalysen gehören, beurteilt der Spezialist, welche Methode für welchen Fall am besten geeignet ist. Folgende Aspekte müssen dabei berücksichtigt werden:

  • Alter der Patientin
  • Eizellenreserve
  • Durchgängigkeit der Eileiter
  • Spermienqualität

Der Spezialist erklärt im Anschluss seinen Patienten die vorliegenden Informationen und legt die Gründe dar, warum er die ein oder andere Methode empfiehlt: Verfahren, Ablauf, Risiken, Erfolgsraten, usw.

Trotzdem sind es am Ende die Patienten, welche mit den Empfehlungen des Arztes (entweder künstliche Befruchtung oder IVF) einverstanden sein müssen und eine Einverständniserklärung vor Behandlungsbeginn unterschreiben müssen.

Unterschiede zwischen IUI und IVF

Die intrauterine Insemination ist eine einfachere Technik als die IVF und daher bei vielen Gelegenheiten die erste Wahl. Die künstliche Befruchtung besteht darin, den aufbereiteten Samen nach einer leichten Stimulation der Eierstöcke in die Gebärmutter der Patientin einzubringen.

Die Spermien schwimmen die Eileiter hinauf (wo die Eizelle wartet) und die Befruchtung findet so auf natürliche Weise statt. Dazu sind bei der Patientin durchgängige Eileiter nötig und ihr Partner muss eine gute Spermienqualität aufweisen.

Im Gegensatz dazu handelt es sich bei der IVF um eine aufwändigere Methode. Nach einer kontrollierten Stimulationsbehandlung werden der Frau die Eizellen durch einen chirurgischen Eingriff entnommen, der als Follikelpunktion bekannt ist.

Die gewonnenen Eizellen werden im Anschluss im Labor mit den Spermien des Partners oder eines Spenders befruchtet, und der oder die Embryonen mit den besten Eigenschaften in die Gebärmutter der Patientin übertragen, damit eine Schwangerschaft stattfinden kann.

Wann Insemination und wann IVF?

Die Insemination ist in der Regel nur bei leichten Fruchtbarkeitsproblemen angezeigt oder wird als erste Strategie bei Sterilität unbekannter Herkunft angewendet. Wie wir bereits erwähnt haben, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, um eine Insemination durchführen zu können:

  • Die Patientinnen sollten nicht älter als 38 sein.
  • Es sollten nur minimale Störungen in der Ovulation und der Eizellenreserve vorhanden sein.
  • Eileiter müssen funktionsfähig und durchgängig sein.
  • Die Anzahl beweglicher Spermien muss bei mindestens 3 Millionen liegen.

Sollten stärkere Fruchtbarkeitsprobleme vorliegen oder die Patientin älter als 37 sein, wird in der Regel eine IVF empfohlen. Unten zählen wir die häufigsten Situationen auf, in denen eine IVF angewendet wird:

  • Frauen mit niedriger Eizellenreserve.
  • Bei blockierten Eileitern oder Frauen, die eine Sterilisation hatten.
  • Bei mäßigem oder schwerem männlichen Faktor: Oligozoospermie, Asthenozoospermie, Teratozoospermie, usw.
  • Bei früheren gescheiterten Inseminationszyklen.

In den schwersten Fällen ist eine ICSI (intrazytoplasmatische Spermieninjektion) zur Befruchtung der Eizelle in einer IVF nötig. Wenn Sie wissen möchten, ab wann dieses spezielle Verfahren angewendet wird, können Sie in diesem Post mehr dazu lesen: In welchen Fällen ist eine ICSI nötig?

Medikamente zur ovariellen Stimulation

Sowohl bei der IUI als auch bei der IVF ist es notwendig, der Frau Hormonmedikamente zu verabreichen, damit eine kontrollierte Entwicklung der Follikel stattfinden kann.

Bei der IUI wird die Dosis der Gonadotropine (FSH und LH) niedriger angesetzt als bei einer IVF, da das Ziel darin besteht, nur ein oder zwei Follikel für die Befruchtung heranreifen zu lassen. Würden sich mehrere Follikel entwickeln, wäre das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft höher.

Bei einer In-vitro-Fertilisation dagegen ist die Follikelstimulation stärker, da beabsichtig wird, eine multiple Follikelentwicklung zu erreichen. Somit kann eine größere Anzahl von Eizellen etnommen werden und es steigt die Wahrscheinlichkeit, gute Embryonen zu erhalten.

Normalerweise werden zwischen 6-10 Eizellen pro IVF-Zyklus erhalten. Nach der Befruchtung und dem Embryotransfer werden die restlichen Embryonen für einen späteren Versuch oder für ein zweites Kind vitrifiziert.

Wie in jeder anderen Behandlung auch, ist es in einer Kinderwunschbehandlung wichtig, dass Sie Ihren Ärzten und der von Ihnen ausgewählten Kinderwunschklinik vertrauen. Jede Klinik ist unterschiedlich- deswegen ist eine sorgfältige Auswahl umso wichtiger.

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Kosten

Der Preisunterschied zwischen der Insemination und In-vitro-Fertilisation ist enorm, ist aber trotzdem von Klinik zu Klinik unterschiedlich.

Der Grund für die höheren Kosten einer IVF liegt in der technischen Komplexität und das für ihre Durchführung erforderliche Personal: Gynäkologen, Embryologen, Operationssall, Labor, usw.

Während die Kosten für eine IUI bei etwa 600-1.400€ liegen, kann eine IVF zwischen 3.000 und 5.000€ kosten.

Zusätzlich muss berücksichtigt werden, dass Hormonmedikamente nicht im Bugdet enthalten sind, was die Behandlung zusätzlich um einiges verteuert.

Bei einer IUI müssen ungefähr zwischen 200 und 600€ für Medikamente ausgegeben werden, während bei einer IVF die Medikamente zwischen 500 und 1.100€ liegen.

Sollte zusätzlich Spendersamen notwendig sein, steigt der Preis um etwa 400€ zusätzlich bei beiden Behandlungen.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Kosten der Kinderwunschbehandlungen.

Erfolgsraten

Auch die Erfolgsraten zwischen IUI und IVF sind sehr unterschiedlich.

Logischerweise besteht bei einer IVF eine höhere Chance, schwanger zu werden, da ein bereits entwickelter, 3- oder 5-Tage alter Embryo in die Gebärmutter eingeführt wird. Das einzige, was bei der Patientin auf natürliche Weise stattfindet, ist die Einnistung.

Im folgenden kommentieren wir die Erfolgraten beider Methoden je nach Alter der Patienten. Dabei beziehen wir uns auf die Angaben vom deutschen I.V.F-Register aus dem Jahr 2018.

Frauen zwischen 30-34 Jahren
Die Geburtenrate liegt bei der IVF bei 30, 4%.
Frauen zwischen 35-39 Jahren
Die Geburtenrate bei dieser Altersgruppe liegt bei 24,7% in einer IVF-Behandlung.
Frauen ab 40
Die Geburtenrate pro Zyklus liegt bei 15,9%, während bei Frauen ab 45 diese drastisch abnimmt und nur noch 1,7% beträgt.

Bei der Insemination liegen die Durchschnittswerte in Bezug auf die Geburtenrate zwischen 8-9%- deutlich niedriger als bei einer IVF, weswegen bei Frauen ab 38 aufgrund von einer altersbedingten Abnahme der Schwangerschaftswahrscheinlichkeit von dieser Methode abgeraten wird.

Es gibt jedoch keine bessere oder schlechtere Methode. Welche Behandlung letztendlich die passende ist, sollte individuell abgeklärt werden, da abgesehen vom Alter noch weitere, verschiedene Faktoren eine Rolle spielen.

Fragen die Nutzer stellten

Ist die Erfolgsrate bei IUI oder IVF höher?

durch Dr. Med. Miguel Angel Checa Vizcaino (gynäkologe).

Zweifellos hat die in-vitro-Fertilisation (IVF) höhere Schwangerschaftsraten im Vergleich zur Insemination (IUI). Tatsächlich raten Fachärzte Frauen ab 37 von einer Insemination ab.

Derzeit wird die IUI bei sehr junge Frauen (<35 Jahre) mit weniger als 2 Jahren Fruchtbarkeitsproblemen sowie bei Frauen ohne männlichen Partner oder in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft angewendet.

Nach wievielen IUI-Zyklen wird eine IVF empfohlen?

durch Dr. Med. Óscar Oviedo Moreno (gynäkologe).

Bei Paaren mit einer guten Prognose, d.h. bei Paaren unter 37 Jahren mit normalem Samen, wird empfohlen, 4 Inseminationsversuche durchzuführen, bevor man zur IVF übergeht.

Bei Frauen ohne Partner oder bei IUI-Zyklen mit Spendersamen können bis zu 6 Versuche unternommen werden.

Es sollte beachtet werden, dass alles von der Krankengeschichte jeder Patientin abhängt.

Hat die künstliche Befruchtung die gleichen Risiken wie die In-vitro-Fertilisation?

durch Zaira Salvador (embryologin).

Nein. Wie wir bereits gesagt haben, ist die IUI eine viel einfachere Technik als die IVF und ihre Risiken sind dementsprechend geringer. Es kann sein, dass die Hormonbehandlung einige Nebenwirkungen verursacht- diese sind aber in der Regel nicht schwerwiegend.

Im Gegensatz dazu bergen bei der IVF höhere Dosen von Medikamenten das Risiko, an einem ovariellen Überstimulationssyndrom zu leiden. Zudem handelt es sich bei der Follikelpunktion um eine Operation, die im Operationssaal unter Narkose durchgeführt wird, was ebenfalls gewisse Risiken birgt, auch wenn diese nicht ernst sind.

Welche Behandlungen werden für alleinstehende Frauen oder lesbische Pärchen empfohlen: IVF oder IUI?

durch Zaira Salvador (embryologin).

Frauen die keinen männlichen Partner haben, können sich dank der Samenspende ihren Kinderwunsch erfüllen. Liegt bei der Frau keine Fruchtbarkeitsstörung vor, reicht die heterologe Insemination (künstliche Befruchtung mit Samenspende) in der Regel aus. Ist die Patientin jedoch über 36 und liegen Beeinträchtigungen in ihrer Eizellenreserve vor, muss sie auf eine IVF mit Samenspende zurückgreifen.

Für Sie empfohlen

Wenn Sie alle Einzelheiten zur Insemination (IUI) wissen möchten, empfehlen wir diesen Post: Insemination: Methoden, Kosten und Risiken.

Sollten Sie sich dagegen eher für eine In-vitro-Fertilisation interessieren, lesen Sie hier weiter: Was ist eine In-vitro-Fertilisation (IVF)?

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Literaturverzeichnis

Autoren und Mitwirkende

Dr. Med. Óscar Oviedo Moreno
Dr. Med. Óscar Oviedo Moreno
Gynäkologe
Abschluss in Medizin und Chirurgie an der Universität von Caldas (Kolumbien) und Facharzt für Innere Medizin an der Pontificia Universidad Javeriana de Bogotá. Hochschulabschluss, der 2003 in Spanien anerkannt wurde. Spezialisierung in Gynäkologie und Geburtshilfe an der Universität Complutense Madrid, mit Ausbildung am Hospital Clínico Universitario San Carlos de Madrid. Facharzt für Reproduktionsmedizin und Abschluss in Gynäkologischem Ultraschall (Stufe I, II und III). Mehr über Dr. Med. Óscar Oviedo Moreno
Zulassungsnummer: 282858310
 Zaira Salvador
Zaira Salvador
Embryologin
Abschluss in Biotechnologie an der Polytechnischen Universität Valencia (UPV) und Spezialistin für assistierte Reproduktion mit Masterabschluss in Human Reproduction Biotechnology am Instituto Valenciano de Infertilidad (IVI) und der Universität Valencia. Mehr über Zaira Salvador
Auf deutsch angepasst von:
 Romina Packan
Romina Packan
inviTRA Staff
Chefredakteurin und Übersetzerin für die deutsche Ausgabe von inviTRA. Mehr über Romina Packan

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