Die Follikelpunktion: Entnahme der Eizellen in einer IVF

durch (embryologin), (gynäkologin), (gynäkologe), (klinische embryologin) Und (invitra staff).
Aktualisiert am 27/02/2020

Die Follikelpunktion, auch Ovarialpunktion genannt, ist einer der grundlegenden Schritte der In-vitro-Fertilisation (IVF).

Dabei handelt es sich um einen operativen Eingriff, bei dem die Eizellen aus dem Inneren der Eierstockfollikel gewonnen werden. Es handelt sich um einen einfachen, kurzfristigen Prozess, der unter Narkose (Sedierung) durchgeführt wird.

Follikelpunktion Schritt für Schritt

Auf natürliche Weise verlässt jeden Monat eine Eizelle den Eierstock. Dieser Prozess ist unter dem Namen Ovulation oder Eisprung bekannt. Bei einem IVF-Zyklus erhält die Patientin eine hormonelle Behandung zur Eierstockstimulation, um die Reifung und den Eisprung so vieler Eizellen wie möglich zu begünstigen.

Um die Eier jedoch im Labor befruchten zu können, müssen diese vorher entnommen werden, bevor sie spontan den Eierstock verlassen und nicht mehr aufgefunden werden können. Daher sollte die Follikelpunktion kurz vor dem natürlichen Eisprung durchgeführt werden.

Da es darum geht, die Eizellen im reifen Zustand zu extrahieren, der eine Befruchtung ermöglicht (Metaphase II), ist es wichtig, die Punktion zum richtigen Zeitpunkt zu planen. Während der Stimulationsbehandlung wird das Follikelwachstum durch die Messung der Follikelgröße mithilfe von einem transvaginalen Ultraschall und der Konzentration des Hormons Östradiol im Blut gesteuert.

Die Patientin muss sich etwa alle zwei Tage einer Kontrolle unterziehen. Mehr zu diesem Vorgang hier: Was ist eine Follikelstimulation? Verlauf, Medikamente und Symptome.

Ein Follikel gilt als reif, d.h. er enthält eine reife Eizelle, wenn er einen Durchmesser von mehr als 16-18 mm aufweist. Wenn festgestellt wird, dass die Follikel diese Größe erreicht haben, spritzt sich die Frau das Hormon hCG, das die endgültige Reifung der Eier begünstigt und den Eisprung zwischen 36 und 48 Stunden nach der Verabreichung auslöst.

Deshalb wird die Punktion einige Stunden vor dem Eisprung geplant, d.h. zwischen 30 und 34 Stunden nach der Injektion des Hormons hCG durch die Patientin. Auf diese Weise befinden sich die Eizellen zum Zeitpunkt des Eingriffs in den Follikeln.

Obwohl es zwischen den Zentren Unterschiede geben kann, läuft die Follikelpunktion im allgemeinen folgendermaßen ab:

Aufnahme der Patientin

Die Patientin wird noch am selben Tag, etwa eine Stunde vor der Operation, in das Zentrum eingewiesen. Sie muss dabei das präoperative Gutachten mitbringen, das die Spezialisten vorher erstellt haben.

Die Patientin sollte 6 Stunden vor dem Eingriff nüchtern bleiben und Stress vermeiden. Sie sollte wissen, dass es sich um eine einfache Operation von kurzer Dauer (ca. 30 Minuten) handelt und dass sie noch am selben Tag nach Hause zurückkehren kann.

Anästhesie

Die Patientin begibt sich in den OP-Raum und nimmt sich die gynäkologische Position ein. Der Anästhesist führt dann die Betäubung durch.

Es handelt sich zwar nicht um einen komplizierten Eingriff, aber um Schmerzen zu vermeiden und dem Gynäkologen den Eingriff zu erleichtern, ist eine Narkose notwendig.

Follikelpunktion

Sobald die Patientin eingeschlafen ist, beginnt der Gynäkologe mit der Follikelpunktion, die durch Ultraschall gesteuert wird. Er führt das Ultraschallgerät mit der eingearbeiteten Aspirationsnadel ein und sticht in die Eibläßchen und saugt den Flüssigkeitsgehalt an.

Die Flüssigkeit, in der die Eizellen schwimmen, gelangt direkt in die Reagenzgläser, deren Temperatur bei etwa 37°C liegt. Die Röhrchen werden auf diese Temperatur gehalten und ins Labor gebracht, wo die Embryologen sie auf der Suche nach den reifen Eizellen analysieren.

Die gewonnenen reifen Eizellen werden befruchtet, damit sie zu lebensfähigen Embryonen werden die sich nach der Übertragung in die Gebärmutter einnisten.

Erholungsphase

Wenn der Gynäkologe alle Follikel, die er für reif hält, durchstochen hat, wird die Anästhesie entfernt und die Patientin in einen Ruheraum gebracht. Dort kann sie sich einige Stunden von der Narkose erholen.

Nach einer kurzen Überprüfung ob alles reibungslos verlaufen ist, darf die Patientin wieder nach Hause zurückkehren. Es kann sein, dass bei ihr am selben Tag kleine Beschwerden vom Eingriff auftauchen; diese hindern sie jedoch nicht daran, ihrem Alltag nachzugehen.

Mögliche Risiken und Nebenwirkungen

Die Follikelpunktion ist eine einfache Operation, die unter leichter Anästhesie oder intravenöser Sedierung durchgeführt wird. Daher sind die daraus abzuleitenden Risiken gering. Anästhesie kann Nebenwirkungen wie Unbehagen, Schwindel, niedriger Blutdruck oder Erbrechen verursachen, diese sind jedoch selten.

Was den Eingriff selbst betrifft, so besteht eines der Hauptrisiken darin, dass die Beckenorgane verletzt werden, was wiederum zu Blutungen und Beckeninfektionen führen kann.

Um mögliche Komplikationen zu vermeiden, ist es wichtig, dass der Gynäkologe das Becken mithilfe Ultraschall untersucht, um eine Blutansammlung am Boden des Douglas-Sacks auszuschliessen.

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Tipps für die Punktion

Damit keine Nebenwirkungen oder unbeabsichtigte Folgen bei der Punktion auftreten, ist es wichtig, komplett nüchtern zu bleiben. Trinken und essen Sie 6 Stunden lang vor der Punktion nichts.

Wir empfehlen, in Begleitung zum Termin zu kommen. Es kann aufgrund der Narkose passieren, dass Sie sich nach dem Eingriff desorientiert fühlen.

Nach der Punktion können Sie relativ schnell die Klinik verlassen. Warten Sie am besten einige Stunden, bis Sie sich von der örtlichen Betäubung erholt haben.

Nach der Operation kann es zu Beschwerden oder kleinen vaginalen Blutungen kommen. An diesem Tag sollten Sie sich am besten ausruhen und keine anstrengenden Tätigkeiten ausführen, damit sich der Organismus vollständig erholen kann.

Interview mit Dr. Gorka Barrenetxea und María De Las Heras

Im Gespräch mit Dr. Gorka Barrenetxea, Facharzt für Geburtshilfe und Gynäkologie, und Embryologin Maria De Las Heras, erklären die Kinderwunschexperten den Ablauf einer Follikelpunktion, die im Rahmen einer IVF durchgeführt wird.

Hier ein Auszug aus dem Interview:

Die IVF ihrerseits besteht aus vier Schritten- der Follikelstimulation, Follikelpunktion, der IVF-Behandlung im Labor und dem abschließenden Embryotransfer. Dabei werden bei der Patientin ihre Eizellen stimuliert, damit diese im Anschluss entnommen werden können. Die Punktion ist heutzutage ein sicherer und kurzer Eingriff für die Patientin und ist Bestandteil der IVF- sie wird sowohl bei der klassischen IVF als auch bei IVF/ICSI angewendet.

Bei der Follikelpunktion wird die Patientin mit Hormonen stimuliert, damit im Anschluss die Eizellen entnommen werden können. Dabei kontrolliert der Gynäkologe die Hormondosis und überwacht die Entwicklung der Follikel über Ultraschall. Außerdem wird alle 3 Tage das Blutbild der Patientin kontrolliert. Haben die Follikel die richtige Größe erreicht, werden diese über einen chirurgischen Eingriff der Patientin entfernt.

Fragen die Nutzer stellten

Welche schwerwiegenden Folgen kann die Punktion nach sich ziehen?

durch Dr. Med. Blanca Paraíso (gynäkologin).

Die Follikelpunktion ist eine einfache Operation mit einem sehr geringen Komplikationsrisiko.

Die schwerwiegendsten Risiken wären Verletzungen der Beckenorgane (Darm, Blase...), Blutungen oder Infektionen. Diese Komplikationen sind sehr selten, da die Punktion mit Ultraschall gesteuert wird, so dass der Gynäkologe kontrollieren kann, wo die Punktion hingeht.

Andere weniger schwerwiegende Nebenwirkungen können Schwindel und Erbrechen nach der Narkose oder Bauchbeschwerden in den ersten Tagen nach der Punktion sein.

Ist eine Follikelpunktion schmerzhaft?

durch Andrea Rodrigo (embryologin).

Nein, die Follikelpunktion wird unter Narkose durchgeführt und die Patientin hat daher keine Schmerzen. Es kann sein, dass sie vor der Operation leichte Beschwerden aufgrund der durch die Stimulation der Eierstöcke verursachten Vergrößerung der Eierstöcke bekommt.

In welchen Fällen wird eine Follikelpunktion gemacht?

durch Andrea Rodrigo (embryologin).

Eine Follikelpunktion wird durchgeführt, wenn Eizellen aus dem Eierstock entnommen werden müssen, wie bei einer In-vitro-Fertilisation oder Eizellenspende. wenn eine Frau ihre Fruchtbarkeit erhalten möchte, denn dazu müssen die Eizellen gewonnen und dann vitrifiziert werden.

Ist eine Follikelpunktion ohne Betäubung möglich?

durch Andrea Rodrigo (embryologin).

Theoretisch ja, wäre aber zu schmerzhaft für die Patientin. Zudem könnte der Gynäkologe aufgrund der Schmerzen der Patientin die Absaugung nicht optimal durchführen, so dass die Ergebnisse schlechter ausfallen, die möglichen Komplikationen zunehmen und die Interventionszeit verlängert wird.

Sind Bauchschmerzen nach einer Follikelpunktion normal?

durch Andrea Rodrigo (embryologin).

Ja, viele Frauen spüren aufgrund des Eingriffs im Bauch- und Vaginalbereich leichte Beschwerden. Der Schmerz ist in der Regel am Tag der Punktion spürbar und vielleicht auch noch am nächsten Tag, aber er nimmt jeden Tag, der seit dem Eingriff vergeht, stetig ab und verschwindet.

Läuft die Follikelpunktion bei einer IVF genauso wie bei einer ICSI ab?

durch Andrea Rodrigo (embryologin).

Ja, die klassische In-vitro-Fertilisation und die ICSI unterscheiden sich nur im Zeitpunkt der tatsächlichen Befruchtung, d.h. in der Art und Weise, wie Eizelle und Sperma miteinander verschmolzen werden, aber alle anderen Schritte des Prozesses sind gleich.

Die Stimulation der Eierstöcke, die Follikelpunktion, die Embryokultur und der Embryotransfer bleiben gleich. Mehr dazu lesen Sie hier: Klassische IVF und ICSI.

Literaturverzeichnis

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Fragen die Nutzer stellten: 'Welche schwerwiegenden Folgen kann die Punktion nach sich ziehen?', 'Ist eine Follikelpunktion schmerzhaft?', 'In welchen Fällen wird eine Follikelpunktion gemacht?', 'Ist eine Follikelpunktion ohne Betäubung möglich?', 'Sind Bauchschmerzen nach einer Follikelpunktion normal?' Und 'Läuft die Follikelpunktion bei einer IVF genauso wie bei einer ICSI ab?'.

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Autoren und Mitwirkende

 Andrea Rodrigo
Andrea Rodrigo
Embryologin
Abschluss in Biotechnologie an der Polytechnischen Universität Valencia (UPV) mit Master-Abschluss in Biotechnologie der assistierten Humanreproduktion, unterrichtet von der Universität Valencia in Zusammenarbeit mit dem Valencianischen Institut für Unfruchtbarkeit (IVI). Postgraduierte Expertin für medizinische Genetik. Mehr über Andrea Rodrigo
Dr. Med. Blanca Paraíso
Dr. Med. Blanca Paraíso
Gynäkologin
Medizinstudium und Promotion an der Universität Complutense Madrid (UCM). Diplom in Statistik in den Gesundheitswissenschaften. Facharzt für Gynäkologie und Assistierte Reproduktion. Mehr über Dr. Med. Blanca Paraíso
Zulassungsnummer: 454505579
Dr. Med. Gorka Barrenetxea Ziarrusta
Dr. Med. Gorka Barrenetxea Ziarrusta
Gynäkologe
Abschluss in Medizin und Chirurgie an der Universität Navarra. Promotion in Medizin und Chirurgie an der Universität Baskenlande/Euskal Herriko Unibertsitatea. Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe (MIR). Er verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung und ist ordentlicher Professor an der Universität Baskenland/Euskal Herriko Unibertsitatea. Er ist außerdem Professor für den Master menschlicher Fortplanzung an der Universität Madrid. Vizepräsident der spanischen Vereinigung für Fruchtbarkeit, SEF. Mehr über Dr. Med. Gorka Barrenetxea Ziarrusta
Zulassungsnummer: 484806591
 María de Las Heras Martínez
María de Las Heras Martínez
Klinische Embryologin
Abschluss in Biologie an der Universität Pompeu Fabra und Masterabschluss in Reproduktionsbiologie und Techniken der assistierten menschlichen Reproduktion an der Autonomen Universität Barcelona in Zusammenarbeit mit dem Instituto Universitario Dexeus. Master-Abschluss in Biomedizinischer Forschung an der Universität Baskenland. Verleihung des Titels klinische Embryologin durch die ESHRE. Mehr über María de Las Heras Martínez
Auf deutsch angepasst von:
 Romina Packan
Romina Packan
inviTRA Staff
Chefredakteurin und Übersetzerin für die deutsche Ausgabe von inviTRA. Mehr über Romina Packan

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