Die Präimplantationsdiagnostik (PID) ist eine Präventionstechnik in der assistierten Reproduktion mit dem Ziel Anomalien im Erbgut von Embryonen zu erkennen.
Dank der PID ist es möglich, den Transfer von Embryonen mit genetischen oder chromosomischen Veränderungen zu vermeiden und so die Wahrscheinlichkeit für ein gesundes Kind zu erhöhen.
Die PID wird auch oft als PGD (Präimplantations-Gendiagnostik) bezeichnet und gilt als komplementäre Technik, die im Rahmen einer künstlichen Befruchtung (IVF) angewendet werden kann.
Im Anschluss finden Sie ein Inhaltsverzeichnis mit allen Punkten, die wir in diesem Artikel behandeln.
Obwohl im Allgemeinen von Präimplantationsdiagnostik oder PID die Rede ist um auf die Anwendung dieser Technik zu verweisen, unterscheidet man eigentlich je nach Anwendung zwischen zwei Konzepten:
Je nachdem, ob Erbkrankheiten oder Chromosomenstörungen nachgewiesen werden sollen, kommen unterschiedliche Methoden zur DNA-Analyse von Embryonen zum Einsatz.
In folgenden Fällen raten Humangenetiker dazu, eine Präimplantationsdiagnostik durchzuführen:
Das sagt Dr. Miguel Dolz wenn eine PID aufgrund wiederholter Fehlgeburten angewendet wird: Wird vermutet, dass die Ursache der Fehlgeburt auf chromosomischer Ebene liegt, ist eine Präimplantationsdiagnostik zur Untersuchung des Erbgutes des Embryos unerlässlich.
Mehr Infos zum Thema: Welche Erbkrankheiten erkennt die PID?
Um überhaupt eine PID an Embryonen durchführen zu können, muss sich das Paar einer künstlichen Befruchtung (IVF) unterziehen. Deshalb besteht der erste Schritt darin, die Eierstöcke zu stimulieren, damit eine große Anzahl an befruchtungsfähigen Eizellen heranreift.
Nach der Follikelpunktion werden die Eizellen mit der ICSI-Technik (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) befruchtet, um Embryonen zu erhalten.
Die PID kann sowohl bei 3-Tage alte Embryonen als auch bei 5 Tage alten Blastozysten durchgeführt werden. Im letzteren Fall ist es möglich, eine größere Anzahl von Zellen aus dem Trophoektoderm zu entnehmen, um die Genanalyse durchzuführen.
Die ersten Schritte zur Durchführung der PID bei jedem einzelnen Embryo laufen wie folgt ab:
Zum Schluss bewertet der Facharzt die Embryoqualität und ob diese genetisch gesehen sich für den Embryotransfer in die Patientin eignen. Übriggebliebene Embryonen können u.U. für zukünftige Versuche eingefroren werden.
Zur Vorbeugung schwerer Erbkrankheiten stellt die PID einen großen Vorteil dar - sie verhindert nämlich, dass das Paar sich entscheiden muss, ob die Schwangerschaft wegen der Geburt eines kranken Babys unterbrochen werden soll oder nicht.
Jedoch sorgt die PID zur Behandlung von Unfruchtbarkeit und Steigerung der Erfolgsraten für zahlreichen Diskussionsstoff zwischen Befürwortern und Kritikern aufgrund der damit verbundenen ethischen Aspekte.
Im nächsten Abschnitt erläutern wir jeweils die Vor- und Nachteile sowie die ethischen und rechtlichen Aspekte, die sich aus der PID ergeben.
Folgenden Nutzen können Personen mit Kinderwunsch aus einer PID ziehen:
Laut Dr. Gorka Barrenetxea lohnt es sich, solche Embryos auszusortieren die keine Chance auf eine angemessene Entwicklung haben und nur solche zu übertragen, bei denen eine realistische Möglichkeit besteht.
Die Anwendung der PID weist, wie der Rest der assistierten Reproduktionstechniken, auch einige Nachteile auf:
Das sagt Dr. Antonio Alcaide, ein auf PID spezialisierter Embryologe, zu den Risiken einer Embryobiopsie:
Die Embryobiopsie hat zwar keinen großen Einfluss auf die Entwicklung des Embryos, aber hat trotzdem eine kleine Auswirkung, da es sich um eine Mikromanipulation am Embryo handelt da ein kleines Loch gebohrt wird, die Zelle entnommen wird, usw.
Die anderen Nachteile der PID haben mit ethischen und moralischen Aspekten zu tun, über die wir im nächsten Abschnitt sprechen werden.
Einige Menschen sind aufgrund ihres Glaubens oder ihrer Religion der Meinung, dass das Leben im Moment der Befruchtung beginnt. Sie sprechen sich daher dagegen aus, Embryonen auszusortieren die zu einem Leben führen könnten und vertreten dieselbe Meinung wie Abtreibungsgegner.
Außerdem halten sie es auch nicht für ethisch vertretbar, Embryonen auszusortieren, aus denen Kinder mit Down-Syndrom, Turner-Syndrom oder anderen Erbkrankheiten entstehen.
Dies sind einige der ethischen und moralischen Fragen, die zur Debatte über die PID und ihrer Umsetzung stehen:
Gerade wegen der daraus entstehenden Kontroverse ist diese Reproduktionsmethode in vielen Ländern verboten oder bei Legalisierung stark eingeschränkt.
Die Präimplantationsdiagnostik wird durch die 2014 in Kraft getretene „Verordnung zur Regeln der Präimplantationsdiagnostik-PIDV“ geregelt und ist Deutschland nur bedingt erlaubt.
Damit Paare diese Methode anwenden können, müssen sie bestimmte Voraussetzungen erfüllten:
Patienten aus Ländern in denen die PID entweder sehr stark eingeschränkt oder komplett verboten ist, wie in Italien beispielsweise der Fall, begeben sich ins Ausland um diese Methode durchführen zu können. Ein Land, das die PID legalisiert hat, ist beispielsweise Spanien und wurde folglich eines zu den wichtigsten Ländern in der Reproduktionsmedizin.
Dieses Phänomen ist unter den Begriff Reproduktions- oder Babytourismus bekannt. Mehr dazu hier: Reproduktionstourismus bei Kinderwunsch.
Bevor die Präimplantationsdiagnostik zum Einsatz kommt, muss ein Antrag bei der Ethikkomission des jeweiligen Bundeslandes, in welches die Behandlung stattfindet, eingereicht werden. Wie eben erwähnt, ist eine schwere Erbkrankheit, die höchstwahrscheinlich zur Fehlgeburt führt, Voraussetzung für diese Behandlung.
Jedoch ist es die Ethikkomission selbst die darüber entscheidet, ob dieses Risiko gegeben ist oder nicht.
Außerdem muss eine Präimplantationsdiagnostik in einem spezialisiertem PID-Zentrum durchgeführt werden, d.h. die Kinderwunschklinik muss eine Berechtigung darüber besitzen, diese Methode durchzuführen.
Zuguterletzt muss sich die Patientin zu den medizinischen, psychischen und sozialen Folgen beraten lassen haben.
Die Präimplantationsdiagnostik stellt einen zusätzlichen Aufwand in einer künstlichen Befruchtung dar sodass die finanziellen Ausgaben steigen.
Im Allgemeinen liegen die Kosten für die PID bei zusätzlichen 1.500-4000 Euro. Die Gesamtkosten einer IVF-ICSI können je nach Kinderwunschklinik auf 10.000 Euro ansteigen.
für eine PID ist es notwendig, die in-vitro-Fertilisation (IVF) als Grundlage für diese Behandlung durchzuführen. Wenn Sie für diese Behandlung eine Klinik suchen, empfehlen wir Ihnen diesen persönlichen Fertilitätsbericht. Dort finden Sie detaillierte Informationen und Kostenvoranschläge zu Kliniken Ihrer Nähe die unsere Qualitätskriterien erfüllen. Außerdem haben wir für Sie nützliche Tipps für den ersten Besuch in der Kinderwunschklinik zusammengestellt.
Der Grund für die hohen Kosten liegt darin, dass eine Aufwandsentschädigung für die Ethikkomission fällig wird, welche die Krankenkasse nicht übernimmt und daher selbst bezahlt werden müssen.
Die Zeit, in der die Ergebnisse der PID zur Verfügung gestellt werden, beträgt normalerweise zwischen 2 und 4 Wochen, obwohl diese je nach Technik, Genlabor usw. variieren können. Ebenso bieten einige Labors die Möglichkeit, innerhalb von 24 Stunden eine Diagnose zu stellen, obwohl diese Fälle in der Regel selten sind, sowohl wegen der Kosten als auch wegen der damit verbundenen Risiken.
Ein wichtiger Aspekt ist der Fall, in dem eine vorherige genetische Studie zur Analyse von Erbkrankheiten erforderlich ist. Diese Fälle implizieren eine variable Vorstudie, die je nach Pathologie und Wissen über die Krankheit bis zu 2 Monate dauern kann. Nach dieser Zeitspanne muss die Kinderwunschbehandlung durchgeführt werden, die mit der genetischen Diagnose abgeschlossen wird. Das heißt, dieser Prozess kann bis zu 4 Monate dauern.
Antwort von Crea Centro Médico de Reprodducción Asistida
Die PID wird in folgenden Fällen angewendet:
Bei Paaren, die eine genetische Veränderung oder monogene Erkrankung aufweisen, ist es notwendig, vor der PID eine Studie durchzuführen, um die Mutation zu lokalisieren und in den Zellen des zu untersuchenden Embryos suchen zu können.
Die PID ist inzwischen zu einem festen Bestandteil der Reproduktionsmedizin geworden und ergänzt die Präventionsmöglichkeiten für Paare mit einer persönlichen oder familiären Vorgeschichte schwerer Erbkrankheiten. Es ist auch nützlich als Werkzeug zur Verbesserung der Fortpflanzungsmöglichkeiten bei bestimmten Gruppen von Paaren mit Subfertilität oder erhöhtem Risiko, Embryonen mit chromosomalen Veränderungen zu bekommen.
Die Zukunft der PID zielt darauf ab, neue Erkenntnisse und Entwicklungen in Methoden mit hoher genetischer Ausbeute, wie z.B. Ultrasequenzierungsplattformen der neuen Generation, mit Fortschritten bei den Techniken der assistierten Reproduktion (ART) zu integrieren, um die Reproduktionsmöglichkeiten aller Paare, die an Kliniken für assistierte Reproduktion teilnehmen, zu verbessern.
Aus reproduktiver Sicht, wenn wir das fortgeschrittene mütterliche Alter von Frauen betrachten, die eine Schwangerschaft im Alter von 40-41 Jahren anstreben, sind die klinischen Daten eindeutig und zeigen, dass diese Eier ein erhöhtes Risiko für chromosomale Veränderungen darstellen, insbesondere Trisomien wie Trisomie21 oder Down-Syndrom.
Klinische Daten aus den wichtigsten medizinischen Gruppen, die die PID anwenden, zeigen, dass ihre Verwendung für diese Gruppe von Frauen die Schwangerschaftsrate begünstigt und die Abtreibungsrate verringert.
Diese weiblichen Eizellen sind nicht mehr von guter Qualität und unterliegen einem erhöhten Risiko für chromosomale Veränderungen. Daher kann die Herstellung einer PID die Schwangerschaftsrate erhöhen, die Fehlgeburtsrate verringern und verhindern, dass das Baby eine genetische Krankheit wie das Down-Syndrom hat.
Ja, da die Geschlechtschromosomen auf jede Veränderung hin analysiert werden, ist es möglich zu wissen, ob der Embryo männlich oder weiblich ist. Dies ist sehr nützlich, wenn das Paar eine mit dem Geschlecht verbundene genetische Krankheit aufweist, da nur die Embryonen eines der Geschlechter, die gesund sind, für die Übertragung ausgewählt werden können.
Es gibt keine Mindestanzahl von Embryonen für die Herstellung einer PID. Da es sich jedoch um eine kostenintensive Technik handelt, wird empfohlen, dass Patienten, die nach IVF einige Embryonen erhalten, vor der Durchführung der genetischen Studie mehr Embryoakkumulationszyklen (im Allgemeinen 5 oder mehr) durchführen.
Bei der Herstellung einer PID besteht die Gefahr, dass einige Embryonen die Embryonenbiopsie nicht überleben und daher ein Transfer nicht möglich ist, obwohl sie genetisch gesund ist.
Es ist auch möglich, dass das Ergebnis der genetischen Studie zeigt, dass alle Embryonen verändert sind, so dass kein Transfer durchgeführt werden konnte. In diesem Fall sollte ein neuer IVF-ICSI-Zyklus mit PID in Betracht gezogen werden, oder die direkte Möglichkeit einer Ovodonation.
Da dies ein sehr frühes Stadium der embryonalen Entwicklung ist, kompensiert der Embryo das Fehlen der extrahierten Zelle und vermehrt sich weiterhin auf natürliche Weise. Die Durchführung einer PID am Embryo bedeutet daher keine Veränderung seiner genetischen Ausstattung.
Diese Technik beinhaltet jedoch die Manipulation des Embryos, was seine Entwicklungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Aus diesem Grund wird die PID in der Regel nur in den notwendigen Fällen und nicht generell empfohlen.
Wird keine genetische Präimplantationsdiagnostik durchgeführt, besteht die Möglichkeit, eine pränatale genetische Diagnose mittels Amniozentese oder Chorionzottenprobe durchzuführen. Das Problem bei dieser Art der Diagnose ist, dass Sie, nachdem Sie bereits eine Schwangerschaft erreicht haben, die Schwangerschaft freiwillig beenden müssten, wenn Sie sie nicht fortsetzen wollen, weil Sie eine genetische Krankheit haben.
Darüber hinaus können Eltern beschließen, ihre Eizellen und/oder ihr Sperma nicht zu verwenden, um die Übertragung genetischer Veränderungen auf die Nachkommen zu vermeiden. In diesem Fall werden Spendergameten, Eizellen und/oder Spermien verwendet.
Wie bereits erwähnt ist die PID eine ergänzende Technik die während einer In vitro-Fertilisation durchgeführt wird. Wenn Sie wissen möchten, wie diese Behandlung abläuft, können Sie dies hier nachlesen: Was ist eine IVF?
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