Was ist die Leihmutterschaft? Definition, Arten und Indikationen

durch inviTRA Staff
Aktualisiert am 27/11/2019

Leihmutterschaft ist eine Methode der assistierten Reproduktion, bei der die gebärende Frau letztendlich nicht die Mutter des Babys ist.

Diese Methode ist aus ethischer und emotionaler Sicht besonders komplex, da sie mit der traditionellen Vorstellung, wie eine Familie gebildet wird, bricht.

In Deutschland verbietet das Embryonenschutzgesetz die Leihmutterschaft, weswegen Wunscheltern ins Ausland wie zum Beispiel die USA reisen müssen, um eine Leihmutterschaft durchführen zu können.

Was ist eine Leihmutterschaft?

Bei der Leihmutterschaft trägt eine Frau, Leihmutter genannt, das Kind eines anderen Paares aus. Die zukünftigen Eltern des Babys werden in der Regel Wunscheltern genannt.

Wenn immer möglich, werden die Eizellen und Spermien von den Wunscheltern zur Verfügung gestellt, so dass das zukünftige Kind biologisch ihr Kind ist. Ist es der Mutter nicht möglich, das genetische Material zur Verfügung zu stellen, wird empfohlen, auf eine Spenderin zurückzugreifen.

Idealerweise stellt die Leihmutter nur die Gebärmutter zur Verfügung, um die Schwangerschaft und die anschließende Geburt des Kindes zu übernehmen.

Nach der Geburt wird das Baby den Wunscheltern übergeben. Zuvor muss zwischen beiden Parteien ein Vertrag unterzeichnet worden sein, durch den die Leihmutter auf das Recht auf Mutterschaft verzichtet.

Arten der Leihmutterschaft

Je nachdem, wie die Schwangerschaft der Leihmutter erreicht wird, unterscheiden wir zwei Arten der Leihmutterschaft:

  • Traditionelle Leihmutterschaft: Die Leihmutter ist auch die diejenige, die die genetische Last trägt. Mit Leihmutterschaft meint man normalerweise eine künstliche Befruchtung mit Samen des Wunschaters, obwohl es sich auch um eine IVF mit Eizellen der Leihmutter handeln könnte.
  • Gestationelle Leihmutterschaft: Die Leihmutter stellt ihre Eizellen zur Zeugung des Embryos nicht bereit, sondern die genetische Ausstattung kommt von der zukünftigen Mutter oder in einigen Fällen von einer Eizellspenderin.

Traditionelle Leihmutterschaft wird heute in der Regel nicht angewendet, da in diesem Fall die emotionale Verwicklung der Leihmutter größer wäre. Normalerweise sollte die Wunschmutter ihre Eizellen miteinbringen. Ist dies jedoch nicht möglich, wird auf eine Eizellenspende zurückgegriffen.

Der Großteil der Länder, in denen Leihmutterschaften durchgeführt werden, erlauben nur die komplette oder gestationelle Leihmutterschaft.

Wann wird sie benötigt?

Es sind meistens heterosexuelle Paare die auf eine Leihmutterschaft zurückgreifen und sich in eine der folgenden Situationen befinden:

  • Fehlende Gebärmutter
  • Gebärmutteranomalien oder -veränderungen
  • Krankheiten, die ein Risiko für Mutter und/oder Kind darstellen und deshalb eine Schwangerschaft nicht erlauben
  • Wiederholte Fehlgeburten
  • Wiederholt gescheiterte IVF-Zyklen

Auch alleinstehende Frauen und lesbische Paare können unter diesen Bedingungen auf eine Leihmutterschaft zurückgreifen, um Mütter zu werden.

Alleinstehende Männer und Schwule Paare sind ihrerseits auch häufig in der Leihmutterschaft vertreten. Mithilfe dieser Methode können sie ein biologisches Kind bekommen, da sie ihre Spermien miteinbringen können. In diesem Falle ist eine Leihmutterschaft nur deshalb nötig, weil Männer aufgrund ihrer Anatomie nicht die Fähigkeit besitzen, ein Kind zu gebären.

Leihmutterschaft in deutschsprachigen Ländern

Leihmutterschaft ist nur in wenigen europäischen Ländern erlaubt. Deutschsprachige Eltern können daher auf rechtliche Probleme stoßen, wenn sie eine Behandlung im Ausland beginnen. Im nächsten Abschnitt erklären wir die Rechtslage in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Leihmutterschaft in Deutschland

Das deutsche Embryonenschutzgesetz von 1991 verbietet die Leihmutterschaft und somit stellt auch ein Leihmutterschaftsvertrag eine Sittenwidrigkeit dar, da nach deutschem Recht die rechtliche Mutter diejenige ist, die gebärt.

Ärzten ist es demnach verboten, bei einer Leihmutterschaft zu vermitteln oder eine Behandlung durchzuführen, die auf eine Leihmutterschaft hinausführt. Ebenso verboten ist laut Adoptionsvermittlungsgesetz die Vermittlung von Leihmüttern. Leihmutter und Wunscheltern gehen jedoch in diesem Prozess straffrei aus.

Daher müssen Einzelpersonen und Paare, die diese Methode benötigen, ins Ausland reisen um auf legalem Wege eine Leihmutterschaft durchführen zu können. Die gängigsten Länder dabei sind die USA, Kanada, die Ukraine, Russland und Georgien. Jedes dieser Länder hat seine eigenen rechtlichen Bedingungen für den Leihmutterschaftsprozess.

Es gibt Gesetze, die nur bestimmte Familienmodelle erlauben, es gibt solche, die Gametenspenden von den Wunscheltern verlangen, etc. Um zukünftige Probleme zu vermeiden, ist es wichtig dass die Wunscheltern die rechtlichen Anforderungen des jeweiligen Landes erfüllen, damit später keine Probleme auftauchen.

Leihmutterschaft in Österreich

In Österreich ist diese Reproduktionsbehandlung laut §§ 2 und 3 Fortpflanzungsmedizingesetz ebenfalls verboten. Wie im obigen Fall gibt es für die Leihmutter und die Wunscheltern keine strafrechtlichen Sanktionen.

Führen österreichische Staatsbürger trotzdem eine Behandlung im Ausland durch, können sie bei der Heimreise auf Schwierigkeiten stoßen: Ihr Kind erwirbt nicht die österreichische Staatsangehörigkeit und österreichische Vertretungsbehörden stellen im Ausland weder einen Nachweis zur Staatsbürgerschaft noch einen Reisepass oder Personalausweis aus.

Im Gegensatz zu Deutschland ist es Ärzten in Österreich erlaubt, Kliniken oder Agenturen im Ausland zu empfehlen.

Leihmutterschaft in der Schweiz

Die Bundesverfassung verbietet die Leihmutterschaft in Schweiz. Paare, die im Ausland eine Leihmutterschaft durchgeführt haben, können Probleme bei der Vaterschaftsanerkennung bekommen.

Damit der Wunschvater der rechtliche Vater des Kindes wird und in die Geburtsurkunde eingetragen wird, muss dieser sein Sperma eingebracht haben. In der Urkunde erscheint die Leihmutter als rechtliche Mutter. Nur durch eine Adoption kann die Schweizer Wunschmutter später zur rechtlichen Mutter werden.

Selbst wenn die Leihmutter explizit auf ihre mütterlichen Rechte verzichtet, kann die Schweizer Absichtsmutter erst nach fünf Jahren ihr Baby adoptieren.

Fragen die Nutzer stellten

Wann benötigt man eine Leihmutterschaft?

durch Dr. Med. Mark P. Trolice (gynäkologe).

Im Allgemeinen sind die beiden Hauptursachen für die Inanspruchnahme der Leihmutterschaft: eine fehlende Gebärmutter oder Gebärmutterfehlbildung und die medizinische Kontraindikation.

Fälle, in denen keine Gebärmutter oder eine Gebärmutterfehlbildung vorliegt:

  • Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom. Dies ist eine Anomalie, bei der die Frau ohne Gebärmutter und/oder Scheide geboren wird oder, wenn es eine gibt, ihre Entwicklung unvollständig ist.
  • Hysterektomie (Operation zur Entfernung der Gebärmutter).
  • Vorhandene zahlreiche Myome in der Gebärmutter, die nicht operativ entfernt werden können.
  • Unheilbares Asherman-Syndrom (Gebärmutterverwachsungen).
  • Im Falle von Single-Männern und männlichen homosexuellen Paaren.
  • Wiederkehrende Fehlgeburten oder zahlreiche embryonale Implantationsstörungen ohne ersichtlichen Grund.
  • Wenn die Dicke des Endometriums nicht erhöht werden kann.

Fälle von medizinischer Kontraindikation (relativ und absolut):

  • Krankheit, die sich mit der Schwangerschaft verschlimmert und das Leben von Mutter und Fötus gefährdet.
  • Pulmonale Hypertonie
  • Turner-Syndrom
  • Gebärmutterkrebs

Was kostet eine Leihmutter?

durch Zaira Salvador (embryologin).

Die Leihmutterschaft ist die teuerste Methode in der assistierten Reproduktion, da die Leihmutter stark miteinbezogen wird und viele Verfahren durchgeführt werden müssen. Der Preis hängt vom Land ab, in dem der Prozess durchgeführt wird und kann zwischen 35.000 und 150.000€ liegen.

Kann ein alleinstehender Mann auf Leihmutterschaft zurückgreifen?

durch Zaira Salvador (embryologin).

Ja, da es sich um eine strukturelle Unfruchtbarkeit handelt bei der es notwendig ist, auf eine Leihmutter zurückzugreifen, genauso wie bei schwulen Paaren. Allerdings akzeptieren viele der Länder, in denen diese Technik legal ist, diese Familienmodelle nicht. Daher können Alleinerziehende und gleichgeschlechtliche Paare nur in die USA und Kanada reisen, um ein Kind zu bekommen.

Ist Leihmutterschaft zwischen Schwestern erlaubt?

durch Zaira Salvador (embryologin).

In Ländern, die es erlauben, ja. Dies wäre der Fall, wenn die Leihmutter mit dem Ei ihrer Schwester schwanger wird und somit ihren Neffen zur Welt bringt. Es gibt einige Länder, in denen es nur legal ist, wenn nachgewiesen wird, dass es eine medizinische Ursache gibt, die eine Schwangerschaft verhindert, wie z.B. Krebs.

Ist die Leihmutterschaft in Deutschland erlaubt?

durch Zaira Salvador (embryologin).

Nein, die Leihmutterschaft ist in Deutschland nicht erlaubt. Das Embryonenschutzgesetz verbietet jegliche ärztliche Leistung bei Leihmutterschaften.

Nach deutschem Recht ist die gebärende Frau die Mutter, das sich auf den Grundsatz mater semper certa est bezieht das Die Mutter ist immer sicher bedeutet. Deshalb ist eine Leihmutterschaft in Deutschland illegal und man muss deshalb ins Ausland reisen.

Für Sie empfohlen

Bei einer Leihmutterschaft ist eine In-vitro-Fertilisation unumgänglich. Wenn Sie wissen möchten, wie eine IVF abläuft, klicken Sie hier: Wie läuft ein IVF-Zyklus ab?

Es gibt Fälle, in denen es notwendig ist, auf die Spende von Eizellen für einen Leihmutterschaftsprozess zurückzugreifen. Wenn Sie alle damit verbundenen Aspekte wissen möchten, klicken Sie auf den folgenden Link: Was ist eine Eizellenspende?

Wir bemühen uns, Ihnen Informationen von höchster Qualität zu liefern.

🙏 Bitte teilen Sie diesen Artikel, wenn er Ihnen gefallen hat. 💜💜 Helfen Sie uns, weiterzumachen!

Literaturverzeichnis

American Society for Reproductive Medicine. Consideration of the gestational carrier: a committee opinion. Fertil Steril 2013;99:1838–41.

Armour KL. An overview of surrogacy around the world: trends, questions and ethical issues. Nurs Women’s Health 2012;16:231–6.

Brinsden PR (2003) Gestational surrogacy. Human Reproduction Update 5, 483–491.

Babygest.de, Leihmutterschaft in deutschsprachigen Ländern. Artikel vom 28.10.19. Was ist eine Leihmutterschaft?

Burrell C, Edozien LC. Surrogacy in modern obstetric practice. Semin Fetal Neonatal Med 2014;19:272–8.

Cook R, Day Sclater S (eds) (2003) Surrogate Motherhood. Hart Publishing, Oxford.

Corson SL, Kelly M, Braverman AM, English ME. Gestational carrier pregnancy. Fertil Steril 1998;69:670–4.

Dar S, Lazer T, Swanson S, Silverman J, Wasser C, Moskovtsev SI, et al. Assisted reproduction involving gestational surrogacy: an analysis of the medical, psychosocial and legal issues: experience from a large surrogacy program. Hum Reprod 2015;30:345–52.

James S, Chilvers R, Havemann D, Phelps JY. Avoiding legal pitfalls in surrogacy arrangements. Reprod Biomed Online 2010;21:862–7.

Ley 14/2006, de 26 de mayo, sobre técnicas de reproducción humana asistida. Jefatura del Estado «BOE» núm. 126, de 27 de mayo de 2006 Referencia: BOE-A-2006-9292.

Marrs RP, Ringler GE, Stein AL, Vargyas JM, Stone BA. The use of surrogate gestational carriers for assisted reproductive technologies. Am J Obstet Gynecol 1993;168:1858–61. discussion 61–3.

Meniru GI, Craft IL. Experience with gestational surrogacy as a treatment for sterility resulting from hysterectomy. Hum Reprod 1997;12:51–4.

Practice Committee of the American Society for Reproductive Medicine, Practice Committee of the Society for Assisted Reproductive Technology. Recommendations for practices utilizing gestational carriers: a committee opinion. Fertil Steril 2015;103:e1–8.

Utian WH, Sheean L, Goldfarb JM, Kiwi R. Successful pregnancy after in vitro fertilization and embryo transfer from an infertile woman to a surrogate. N Engl J Med 1985;313:1351–2.

Fragen die Nutzer stellten: 'Wann benötigt man eine Leihmutterschaft?', 'Was kostet eine Leihmutter?', 'Kann ein alleinstehender Mann auf Leihmutterschaft zurückgreifen?', 'Ist Leihmutterschaft zwischen Schwestern erlaubt?' Und 'Ist die Leihmutterschaft in Deutschland erlaubt?'.

Mehr anschauen