Gebärmutterfehlbildungen und ihre Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit

durch (gynäkologe), (embryologin) Und (invitra staff).
Aktualisiert am 28/06/2019

Die Gebärmutter ist neben den Eierstöcken eines der wichtigsten Fortpflanzungsorgane bei Frauen, da dort die Gestation des Babys in den 9 Schwangerschaftsmonaten stattfindet.

Jede Gebärmutterfehlbildung kann die weibliche Fruchtbarkeit negativ beeinflussen, entweder durch Einnistungsstörungen oder wiederholte Fehlgeburten. Kleine Fehlbildungen hingegen beeinträchtigen die Schwangerschaft kaum.

Gebärmutterfehlbildungen sind in der Regel angeboren, d.h. sie sind von Geburt an vorhanden. In einigen Fällen können sie jedoch aufgrund einer späteren Erkrankung auftreten.

Bildung der Gebärmutter

Die Gebärmutter ist ein umgekehrtes, birnenförmiges Muskelorgan, das sich etwas unterhalb der Eierstöcke in der Mitte des Unterbauches befindet, etwa 7 cm lang, 5 cm breit und 2,5 cm tief.

Sie beginnt sich in den ersten Wochen der embryonalen Entwicklung aus den Müller-Gängen zu bilden, sobald das weibliche Geschlecht des Embryos festgelegt ist. Die Müller-Gänge verschwinden dagegen bei Männern durch das Vorhandensein des antimüllerischen Hormons.

Die Müller-Gänge sind embryonale Strukturen, die sich bei weiblichen Föten entwickeln und die Gebärmutter, Eileiter, Gebärmutterhals und einen Teil der Scheide bilden.

Bei der Differenzierung des weiblichen Fortpflanzungssystems in der Embryogenese finden die folgenden Schritte statt:

  • Bildung der Müller-Gänge
  • Verbindung oder Verschmelzung beider Gänge
  • Rückbildung des mittleren Septus (Scheidewand) welche die Gänge abgetrennt hat

Jede Störung in einem dieser Stadien, die zu einer abnormalen Entwicklung der Müller-Kanäle führt, führt zum Auftreten angeborener Gebärmutterfehlbildungen.

Ursachen und Diagnose

Etwa 5,5% der weiblichen Bevölkerung leiden an Gebärmutterfehlbildungen. Die Ursachen dafür sind vielfältig:

  • Genetische Probleme, die vererbt werden können oder nicht.
  • Strahlenbelastung während der Embryonalentwicklung.
  • Intrauterine Infektionen während der Schwangerschaft.
  • Medikamente wie Diethylstilbestrol und Thalidomid.

In den meisten Fällen weiß die Betroffene nicht, dass bei ihr eine Gebärmutterfehlbildung vorliegt, bis sie versucht, schwanger zu werden und dabei Schwierigkeiten hat. Tatsächlich wissen einige der Betroffene nicht einmal, dass bei ihnen eine anormale Gebärmutter vorliegt, wenn sie trotzdem auf natürliche Weise schwanger geworden sind.

Gebärmutterfehlbildungen bedeuten nicht, dass bei der Betroffenen Symptome wie Schmerzen oder Menstruationsänderungen vorliegen, die sie auf eine mögliche Anomalie hinweisen.

Nur mithilfe folgender Diagnosetests ist es möglich, diese zu diagnostizieren:

Transvaginaler Ultraschall
ist die einfachste Untersuchung, die routinemäßig in allen Vorsorgeuntersuchungen beim Gynäkologen durchgeführt wird.
Hysterosalpingographie (HSG)
ist eine Röntgenaufnahme der Gebärmutter und der Eileiter. Der Kontrast wird durch den Gebärmutterhals injiziert und es werden mehrere Bilder des Reproduktionstraktes aufgenommen.
Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie)
ein Endoskop wird durch den Vaginalkanal eingeführt, um die Gebärmutterhöhle zu betrachten.

Diese Tests werden normalerweise durchgeführt, wenn bei der Patientin die Fruchtbarkeit untersucht wird weil sie nicht schwanger wird und deshalb nach Lösungen sucht.

Die Hysterosalpingosonographie ist ein neues Verfahren bei der HSG, bei dem anstelle des Jodkontrasts ein Schaumgel aufgetragen wird. Darüber hinaus werden die Bilder mit strahlenfreiem Ultraschall aufgenommen.

Klassifizierung von Gebärmutterfehlbildungen

Es gibt mehrere Möglichkeiten, Gebärmutteranomalien zu klassifizieren, da es möglich ist, mehrere Typen und Variablen zu finden.

Die am häufigsten verwendete Klassifikation aufgrund ihrer Einfachheit und dem Bezug zu Fragen der Unfruchtbarkeit ist jedoch diejenige, die von der American Society for Reproductive Medicine (ASRM) 1988 veröffentlicht wurde:

Küster-Hauser-Syndrom

Dabei fehlt die Gebärmutter komplett und manchmal sogar beide Eileiter, Gebärmutterhals und Teile der Vagina. Dies ist auf die fehlende Bildung der Müller-Gänge in einem frühen Stadium der Embryonalentwicklung zurückzuführen.

Diese Erkrankung wird als Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom bezeichnet. Betroffene Mädchen haben bei Eintritt der Pubertät keine Regelblutungen. Ihre sexuelle Entwicklung ist hingegen normal, da bei ihnen Eierstöcke vorhanden sein.

Das MRKH-Syndrom macht 5-10% der Gebärmutterfehlbildungen aus, und in diesem Fall besteht die einzige Möglichkeit, ein biologisches Kind zu bekommen, in einer Leihmutterschaft.

Uterus unicornis

Der Uterus unicornis ist eine kleinere Gebärmutter, da sich nur einer der Müller-Gänge entwickelt. Darüber hinaus ist sie länglich geformt und hat einen einzigen Eileiter. Sie erscheint in etwa 20% der Gebärmutterfehlbildungen und kann in einer der folgenden Varianten auftreten:

  • Ohne rudimentärem Horn (35% der Fälle).
  • Mit funktionierendem und kommunizierendem rudimentärem Horn: Es gibt einen kommunizierenden Hohlraum und ein Endometrium zur entwickelten Seite (10%).
  • Mit rudimentär funktionierendem und nicht kommunizierendem Horn: Sie stellt zur entwickelten Seite hin einen isolierten Hohlraum dar, der eine Endometriose verursachen kann (22%).
  • Mit nicht funktionierendem rudimentärem Horn: ohne Hohlraum (33%).

Der Uterus unicornis verursacht keine totale Unfruchtbarkeit. Eine Betroffene kann ohne Probleme ihr Kind austragen und zur Welt bringen. Es besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für Komplikationen, Frühgeburt und Kaiserschnitt.

Es finden jedoch häufiger Eileiterschwangerschaften statt, da sich der Embryo in das rudimentäre Funktionshorn einnisten kann.

Uterus didelphys

Diese Veränderung wird als doppelte Gebärmutter bezeichnet, da die Betroffene zwei kleinere Gebärmutterhöhlen hat, die voneinander unabhängig sind.

Beim Uterus didelphys haben sich die Müller-Gänge nicht verschmolzen, auch wenn sie sich ausgebildet haben.

Er macht 5% der Fälle von Gebärmutterfehlbildungen aus und kann in zwei Subtypen eingeteilt werden:

Uterus didelphys bicollis
jede Gebärmutterhöhle hat ihren eigenen Gebärmutterhals und ihre eigene Vagina. Sie tritt in zwei Dritteln der Fälle auf.
Uterus didelphys unicollis
die beiden Gebärmutterhöhlen kommunizieren auf dem Gebärmutterhals miteinander und es gibt nur eine Vagina. Diese Fehlbildung ist mit einer Gebärmutterhalsinsuffizienz verbunden.

Die Reproduktionsfähigkeit bei Betroffenen ist fast normal. Es kann jedoch zu folgenden Komplikationen kommen: wiederholte Fehlgeburten, Frühgeburten, komplizierte Geburten, etc.

Uterus bicornis

Diese Anomalie tritt als Folge der unvollständigen Verschmelzung der Müller-Gänge auf und wird gelegentlich mit dem im vorherigen Abschnitt erwähnten Uterus didelphys verwechselt.

Beim Uterus bicornis hat die Betroffene auch zwei symmetrische Gebärmutterhöhlen. Andererseits sind die Hörner noch nicht vollständig entwickelt und kleiner als beim Uterus didelphys.

Diese Fehlbildung wird auch als herzförmige Gebärmutter bezeichnet, da sich im oberen Teil eine Spalte bildet, die zu den folgenden Subtypen führt:

Komplette Uterus bicornis
der Spalt erreicht die innere oder äußere Öffnung des Gebärmutterhalses.
Partielle Uterus bicornis
die Spalte erstreckt sich nur in die Gebärmutter.

Das ist die Spalte, die beide Hohlräume trennt und durch das Myometrium (Muskelschicht) gebildet wird. Je nach Schweregrad wird der innere Gebärmutterraum mehr oder weniger reduziert, was die Entwicklung des Fötus beeinträchtigen und das Risiko von Fehlgeburten und Frühgeburten erhöhen kann.

Uterus septus

Mit 55% kommt diese Gebärmutterfehlbildung am häufigsten vor. Sie wird durch einen Fehler in der Rückbildung des mittleren Septus, das die Müller-Gänge trennt, verursacht.

Daher wird die Gebärmutterhöhle durch ein Septum getrennt, das sich bis zur Hälfte des Gebärmutterraums (Teilseptum) oder bis zum Gebärmutterhals (komplettes Septum) erstecken kann.

Diese Art der Gebärmutterfehlbildung ist weitgehend mit wiederholten Fehlgeburten verbunden, da das Risiko einer Fehlgeburt bei Uterus septus bei 60% liegt.

Im Falle einer evolutionären Schwangerschaft liegt die Frühgeburtsrate zwischen 12-33% der Fälle.

Trotzdem kann die Gebärmutter durch eine hysteroskopische Operation mit sehr positiven Ergebnissen korrigiert werden, die somit die Schwangerschaftsrate erhöht und die Abtreibungsrate verringert.

Uterus arcuatus

Diese Art von Anomalie gilt als eine Variante der normalen Gebärmutter. Es gibt lediglich ein kleines Septum aufgrund einer fehlerhaften Rückbildung der mittigen Scheidewand in der Embryonalentwicklung.

Es handelt sich um eine recht häufige Gebärmutterfehlbildung, ist aber in der Regel kein Grund für Unfruchtbarkeit. In 85 % der Fälle von Uterus arcuatus verlaufen Schwangerschaft und Geburt normal.

Fragen die Nutzer stellten

Kann man mit Uterus unicornis oder bicornis ein Kind gebären?

durch Dr. Med. Óscar Oviedo Moreno (gynäkologe).

Ja, das einzige was passieren kann sind Frühgeburten. Das heißt, dass das Bay ab der 24. bis zur 37. Woche auf die Welt kommen kann.

Ist mit einem Uterus bicornis eine Zwillingsschwangerschaft möglich?

durch Zaira Salvador (embryologin).

Ja, theoretisch ist eine Implanation zweier Embryonen im Uterus bicornis möglich, das heißt jeder einzelne würde sich in jeweils in eine Gebärmutterhöhle einnisten. Das würde jedoch eine Risikoschwangerschaft bedeuten- ein hohes Risiko einer Fehl- sowie Frühgeburt.

Wenn eine IVF-Behandlung gemacht wird, ist ein Transfer von zwei Embryonen abzuraten, wenn bei der Betroffenen die eben erwähnten Eigenschaften vorliegen.

Können Gebärmutterfehlbildungen erworben werden?

durch Zaira Salvador (embryologin).

Ja, nach der Geburt oder im Erwachsenenalter kann es zu einer Fehlbildung der Gebärmutter kommen. Ein großes Myom zum Beispiel kann die Gebärmutterhöhle verformen und für Komplikationen während der Geburt sorgen. Fehlbildungen können auch nach einem chirurgischen Eingriff entstehen.

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Literaturverzeichnis

Autoren und Mitwirkende

Dr. Med. Óscar Oviedo Moreno
Dr. Med. Óscar Oviedo Moreno
Gynäkologe
Abschluss in Medizin und Chirurgie an der Universität von Caldas (Kolumbien) und Facharzt für Innere Medizin an der Pontificia Universidad Javeriana de Bogotá. Hochschulabschluss, der 2003 in Spanien anerkannt wurde. Spezialisierung in Gynäkologie und Geburtshilfe an der Universität Complutense Madrid, mit Ausbildung am Hospital Clínico Universitario San Carlos de Madrid. Facharzt für Reproduktionsmedizin und Abschluss in Gynäkologischem Ultraschall (Stufe I, II und III). Mehr über Dr. Med. Óscar Oviedo Moreno
Zulassungsnummer: 282858310
 Zaira Salvador
Zaira Salvador
Embryologin
Abschluss in Biotechnologie an der Polytechnischen Universität Valencia (UPV) und Spezialistin für assistierte Reproduktion mit Masterabschluss in Human Reproduction Biotechnology am Instituto Valenciano de Infertilidad (IVI) und der Universität Valencia. Mehr über Zaira Salvador
Auf deutsch angepasst von:
 Romina Packan
Romina Packan
inviTRA Staff
Chefredakteurin und Übersetzerin für die deutsche Ausgabe von inviTRA. Mehr über Romina Packan

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