Eines der umstrittensten Themen bei der In-vitro-Fertilisation (IVF, ICSI) ist die Wahl der Anzahl der zu transferierenden Embryonen. Die Entscheidung muss so getroffen werden, dass die Erfolgsaussichten nicht beeinträchtigt werden und gleichzeitig kein Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft besteht. Derzeit decken sich die Empfehlungen der Experten mit dem Versuch, nur einen Embryo zu transferieren, unabhängig davon, ob es sich um frische Zyklen, vitrifizierte (gefrorene) Embryonen oder Eizellenspenden handelt.
Im Anschluss finden Sie ein Inhaltsverzeichnis mit allen Punkten, die wir in diesem Artikel behandeln.
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Nach welchen Kriterien legt man die Anzahl einzusetzender Embryonen fest?
In Deutschland ist die Anzahl der einzusetzenden Embryonen gesetzlich festgelegt. Ein Transfer von bis zu maximal 3 Embryonen ist erlaubt.
Werden mehr Embryonen eingesetzt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden. Es erhöht sich jedoch auch die Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsschwangerschaft (Zwillinge oder Drillinge) mit dem daraus resultierenden Risiko, das bei dieser Art der Schwangerschaft für Mutter und Kind besteht.
Die Embryologin Aitziber Domingo kommentiert die Kriterien, die beim Embryonentransfer berücksichtigt werden:
Je nach Paar müssen wir viele Aspekte bewerten, wie z.B. unter anderem das Alter der Patientin und die Qualität der uns vorliegenden Embryonen.
Fortschritte der Reproduktionsmedizin
Vor einigen Jahren war es üblicher, zwei oder sogar drei Embryone einzusetzen. Heute haben sich die Ergebnisse der Reproduktionsbehandlungen so stark verbessert, dass drei Embryonen fast nie übertragen werden und der Transfer eines einzelnen Embryos immer häufiger erfolgt.
Diese Änderung ist zum Beispiel auf Verbesserungen zurückzuführen, die in diesem Bereich stattgefunden haben wie zum Beispiel:
- Optimierung der Embryokultur.
- Die Time-Lapse-Methode.
- Optimierung der Embryonenvitrifizierung.
- ERA-Test (Test zur Empfänglichkeit der Gebärmutterscheimhaut).
Mit diesen Fortschritten stehen mehr hochwertige Embryone zur Auswahl zur Verfügung, die somit besser mit dem Transfertag abgestimmt werden können, wenn die Gebärmutterschleimhaut am empfänglichsten ist.
All dies hat zu einem sehr signifikanten Anstieg der Einnistungsraten pro übertragenem Embryo geführt, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, mit einem gesunden Kind durch den Transfer eines einzelnen Embryos nach Hause zu kommen.
Kriterien für die Entscheidungsfindung
Bei der Bestimmung der Anzahl der zu übertragenden Embryonen ist folgendes zu berücksichtigen:
- Embryonenqualität
- Embryonalstadium (Tag 2, Tag 3, Blastozyste)
- Alter der Mutter
- Misserfolge in früheren Kinderwunsch-Zyklen (Einnistungsfehler, wiederholte Fehlgeburt, etc.)
- Ursache der Sterilität
- Empfänglichkeit der Gebärmutterschleimhaut
- Fehlbildungen in der Gebärmutter
- Eigene oder gespendete Eizellen
- Qualität der Eizellen
Die Entscheidung wird unter Berücksichtigung all dieser Faktoren getroffen, wobei die Embryonenqualität besonders bedeutend ist, wenn es darum geht, die Einnistungswahrscheinlichkeit zu bestimmen. Die Entscheidung muss von Fall zu Fall bewertet werden und immer zu denselben Ziel führen: Eine Einlingsschwangerschaft erreichen.
Das heißt, wenn eine junge Patientin beispielsweise Embryonen von sehr guter Qualität (Typ A) hat und in früheren Zyklen keine Einnistungsfehler aufweist, wird empfohlen, nur einen Embryo zu transferieren, da die Prognose gut ist und es sehr wahrscheinlich ist, dass die Einnistung stattfindet.
Hat eine ältere Patientin (36 Jahre alt) dagegen nur qualitativ minderwertige Embryonen (Typ B oder C) und weist in vorherigen Zyklen Einnistungsfehler auf, werden meistens zwei Embryonen übertragen, da die Wahrscheinlichkeit, dass sich beide gleichzeitig einnisten, geringer ist.
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Daten des IVF-Registers zum Embryotransfer
Aus den Daten des deutschen IVF-Registers lässt sich allgemein schließen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft steigt, wenn mehr als ein Embryo übertragen wird. Jedoch sollte beachtet werden, dass bei jungen Patientinnen dieser Effekt kaum erkennbar ist, und sich ein Transfer von mehr als einem Embryo nur bei Patientinnen über 40 lohnen kann.
Außerdem ist bei diesen Studien allgemein von einer klinischen Schwangerschaft die Rede, was nicht mit der Geburtenrate gleichzusetzen ist.
Vermeidung des Risikos einer Mehrlingsschwangerschaft
Wenn ein Paar schon lange versucht, schwanger zu werden, ist der Wunsch nach einem Kind so groß, dass es oft die erhöhte Wahrscheinlichkeit nutzt, die mit dem Transfer mehrerer Embryonen einhergeht, ohne sich dabei um das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft zu sorgen.
Bei der Entscheidung, wie viele Embryonen übertragen werden sollen, müssen die Risiken einer Mehrlingsschwangerschaft berücksichtigt werden.
Die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt (vor der 37. Woche) ist bei diesen Schwangerschaften größer und kann manchmal zu extremen Frühgeburten (vor derr 26. Woche) führen.
Darüber hinaus ist diese Art der Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko eines vorzeitigen Blasensprungs, Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck und andere mit der Schwangerschaft verbundene Probleme wie Anämie verbunden.
Schließlich ist die Wahrscheinlichkeit, einen Kaiserschnitt zu benötigen, höher, ebenso wie die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt.
Single-Embryo-Transfer
Aus allen oben genannten Gründen besteht unter den Reproduktionsmedizinern inzwischen Einigkeit darüber, dass nach Möglichkeit nur ein Single-Embryo-Transfer durchgeführt werden sollte, sofern ein hochwertiger Embryo zur Verfügung steht.
Auf diese Weise erhöhen wir die Erfolgsaussichten pro Transfer aufgrund der guten Embryoqualität und vermeiden das Risiko der Mehrlingsschwangerschaft.
Zum Beispiel sagt Dr. Gorka Barrenetxea, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe:
Unsere Richtlinien legen fest, dass wir immer nur einen einzelnen Embryo transferieren. Wir empfehlen immer den Transfer eines einzelnen Embryos.
Um Quoten zu erhalten, die mit denen beim Transfer von mehreren Embryon vergleichbar sind, machen wir eine strengere Embryonenauswahl, indem wir alle Embryonen in das Blastozystenstadium bringen und versuchen, sie so weit wie möglich genetisch auszuwählen.
Fragen die Nutzer stellten
Sollte der Transfer lieber am 3. oder 5. Tag stattfinden?
Die vorliegenden Erkenntnisse deuten derzeit darauf hin, dass die Durchführung der Embryokultur bis zum Tag 5-6 der Entwicklung eine Erhöhung der Schwangerschaftsrate sowohl beim frischen Transfer als auch beim Transfer von kryokonservierten Embryonen bewirkt. Dies liegt daran, dass eine bessere Selektion der zu transferierenden und/oder zu verglasten Embryonen durchgeführt wird, da die Embryonen, die das Blastozystenstadium erreichen, eine größere Einnistungsfähigkeit haben. Außerdem wird eine verbesserte Übereinstimmung zwischen dem Embryo und dem Endometrium erreicht.
Es ist zu beachten, dass etwa 50% der lebensfähigen Embryonen am dritten Tag der Embryonalentwicklung blockiert werden und nicht zur Blastozyste werden.
Sind die Erfolgswahrscheinlichkeiten höher, wenn mehr als ein Embryo übertragen wird?
Ja, beim Transfer von 2 Embryonen sind die Chancen auf eine Schwangerschaft in diesem Zyklus größer als bei einem Transfer.
Die Bedeutung eines guten Programms zum Einfrieren von Embryonen in der Klinik besteht darin, dass es die gleichen Wahrscheinlichkeiten bietet, wenn wir die gleichzeitige Übertragung von 2 Embryonen mit der Übertragung der 2 Embryonen in zwei verschiedenen Zyklen vergleichen, einer nach anderen nach dem Einfrieren. Das Konzept ist "1 + 1 = 2".
In den USA gibt es zum Beispiel kein Limit in der Anzahl der zu transferierenden Embryonen. Was meinen Sie dazu?
Ich finde die europäische Politik der Förderung des Transfers einzelner Embryonen und der Vermeidung von Mehrlingsschwangerschaften viel gesünder.
Wie lange sollte man warten, bis man nach einem gescheiterten Transfer von neu beginnt?
Es ist nicht notwendig, Ruhezyklen zwischen den Transfers zu lassen, ein neuer Versuch kann im nächsten Zyklus unternommen werden. Solange der Arzt es für opportun hält, wird nach einer Übertragung mit negativem Ergebnis die Behandlung mit hormonellen Medikamenten eingeleitet, um die Gebärmutterschleimhaut wieder auf eine weitere Übertragung vorzubereiten.
Sollte die Qualität der Keimzellen bei der Auswahl der zu übertragenden Embryonen berücksichtigt werden?
Ja, denn bei minderwertigen Keimzellen ist es wahrscheinlicher, dass es z.B. chromosomale Veränderungen gibt, die die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Behandlung einschränken.
Weiß man, welcher Embryo sich einnistet?
Trotz der bereits erwähnten Fortschritte bei den Techniken der assistierten Reproduktion ist es immer noch nicht möglich, mit 100%iger Genauigkeit vorherzusagen, welcher Embryo sich einnisten kann.
Wir wissen nur, welcher von ihnen sich am ehesten einnisten wird. Die Implantation ist ein komplexer Prozess, an dem auch das Endometrium beteiligt ist und die Kommunikation zwischen dem Endometrium und dem Embryo eine grundlegende Rolle spielt.
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Fragen die Nutzer stellten: 'Sollte der Transfer lieber am 3. oder 5. Tag stattfinden?', 'Sind die Erfolgswahrscheinlichkeiten höher, wenn mehr als ein Embryo übertragen wird?', 'In den USA gibt es zum Beispiel kein Limit in der Anzahl der zu transferierenden Embryonen. Was meinen Sie dazu?', 'Wie lange sollte man warten, bis man nach einem gescheiterten Transfer von neu beginnt?', 'Sollte die Qualität der Keimzellen bei der Auswahl der zu übertragenden Embryonen berücksichtigt werden?' Und 'Weiß man, welcher Embryo sich einnistet?'.