Die Amniozentese: Indikationen, Risiken und Alternativen

durch (embryologin) Und (invitra staff).
Aktualisiert am 16/12/2019

Die Amniozentese oder umgangssprachlich Fruchtwasseruntersuchung ist ein pränataler Test, bei dem eine Probe der den Fötus umgebenden Fruchtwasserflüssigkeit zur Untersuchung entnommen wird.

Da es sich um einen invasive Diagnostik handelt, birgt die Amniozentese einige Risiken für die Schwangerschaft. Sie ist jedoch sehr nützlich zur Feststellung von Anomalien oder Fehlbildungen beim Fötus.

Eine Fruchtwasseruntersuchung wird generell für alle Frauen ab 35 Jahren empfohlen.

Definition Amniozentese

Amniozentese oder Fruchtwasseruntersuchung ist die Untersuchung der Flüssigkeit in der Fruchtblase, um festzustellen, ob sich der Fötus richtig entwickelt oder ob, im Gegenteil, eine Krankheit oder Veränderung vorliegt.

Da sie den Fötus während der Schwangerschaft umgibt, enthält die Fruchtwasserflüssigkeit fetale Zellen, die von der Haut und dem Darm des Fötus gelöst werden, sowie vom Fötus produzierte Chemikalien, die getestet werden können.

Wie funktioniert eine Fruchtwasseruntersuchung?

Um das Fruchtwasser zu erhalten, ist eine Punktion mit einer langen, dünnen Nadel erforderlich, die durch die Bauchdecke und durch die Gebärmutterwand und den Fruchtbeutel eingeführt wird.

Zwischen 20 und 25 ml Fruchtwasser werden gesammelt und die Nadel vorsichtig entfernt. Dieser Eingriff wird per Ultraschall gesteuert, um eine Verletzung des Fötus zu vermeiden.

Nach der Gewinnung der im Fruchtwasser enthaltenen Zellen ist es möglich, einen Karyotypisierung des Babys d.h. eine detaillierte Analyse aller seiner Chromosomen, durchzuführen.

Wann wird die Fruchtwasseruntersuchung durchgeführt?

Die Fruchtwasseruntersuchung wird in der Regel im zweiten Schwangerschaftstrimester durchgeführt, wenn die Frau zwischen der 15. und 20. Schwangerschaftswoche befindet.

An dieser Stelle ist das Risiko einer Fehlgeburt geringer, da die Frau bereits die Ersttrimester-Barriere überschritten hat.

Außerdem ist vor der 15. Schwangerschaftswoche die Menge an Fruchtwasser noch nicht ausreichend und die Fruchtwassermembran noch zu fest, um die Punktion durchzuführen.

Am besten ist es, die Amniozentese spätestens zwischen der 16. und 18. Woche durchzuführen, da es zu diesem Zeitpunkt noch möglich ist, die Schwangerschaft abzubrechen, wenn bestätigt wird, dass der Fötus eine schwere Erkrankung hat.

Indikationen

Die Hauptindikation für eine Fruchtwasseruntersuchung ist das mütterliche Alter.

Die Amniozentese wird ab dem 35. Lebensjahr empfohlen, da ab diesem Alter das Risiko, dass der Fötus an einer Erbkrankheit oder Chromosomenstörung leidet, ansteigt. Ab dem 40. Lebensjahr ist eine Amniozentese fast obligatorisch.

Die Vorgeschichte der Patientin sollte dabei unbedingt berücksichtigt werden, wie beispielsweise ob die Schwangere in der Vergangenheit einen Spontanabgang hatte und ob vor allem bereits in einer vorherigen Schwangerschaften Fehlbildungen oder Chromosomenstörungen im Fötus vorlagen.

Wenn zuletzt eine frühere Diagnostik mit von Normalwerten abweichendem Ergebnis durchgeführt wurde, ist auch eine Amniozentese erforderlich, um das Ergebnis zu bestätigen. Dies wäre der Fall beim Triple-Test in der 10-12. Schwangerschaftswoche.

Was erkennt die Amniozentese?

Diese pränatale Diagnostik hat den Vorteil, dass er eine Vielzahl von Störungen im Fötus erkennen kann. Folgende Ergebnisse kommen dabei am häufigsten vor:

Chromosomenstörungen
dazu zählen insbesondere solche, die die Anzahl der Chromosomen beeinflussen, wie z.B. Down-Syndrom, Edwards-Syndrom, Patau-Syndrom, Klinefelter-Syndrom oder Turner-Syndrom.
Gendefekte
bei einer Erbkrankheit kann die Amniozentese die meisten dieser genetischen Krankheiten wie Mukoviszidose oder Sichelzellanämie erkennen.
Fehlbildungen im Fötus
wie z.B. Spina bifida, Anancephalie oder andere Neuralrohrstörungen. Dazu wird der Gehalt an Alpha-Fetoprotein (AFP) gemessen, einer Substanz, die von der Leber des Fötus produziert wird und sich im Fruchtwasser befindet.
Zustand der Lungen
in einer späten Amniozentese, etwa zwischen der 32. und 36. Woche, ist es möglich, festzustellen, ob die Lunge reif genug ist, um den Fötus sicher zu gebären, Falls das Risikos einer Frühgeburt besteht.
Rh-Faktor
Dient zur Beurteilung der Schwere der fetalen Anämie im Falle einer Rh-Inkompatibilität mit der Mutter. In diesem Fall zeigt der Bilirubingehalt im Fruchtwasser an, ob das Baby eine intrauterine Transfusion benötigt.
Infektionen der Gebärmutter
wird durch Mikroorganismen verursacht, die den Fötus befallen könnten.
Polyhydramnios (Fruchtwassersucht)
wenn überschüssiges Fruchtwasser vorhanden ist, kann die Amniozentese als Behandlung verwendet werden, um die Flüssigkeitsmenge zu verringern.
Geschlecht des Babys
obwohl es nicht der Zweck des Tests ist, gibt die Analyse von Geschlechtschromosomen Aufschluss über das Geschlecht des Fötus.

Verbundene Risiken

Wie bereits erwähnt, ist die Amniozentese ein invasiver Test und birgt daher einige Risiken bei der Durchführung der Punktion.

Dennoch liegt das Risiko einer Fehlgeburt bei weniger als 1% und gilt in den meisten Fällen als sicherer Test.

Das Wichtigste ist, dass der Eingriff von einem medizinischen Experten durchgeführt wird, der weiß, wie man mit Ultraschall den genauen Einstichsort sieht, ohne den Fötus zu schädigen.

In etwa 1% der Fällen ist es nicht möglich, den Eingriff beim ersten Versuch korrekt durchzuführen und die Fruchtwasserpunktion muss wiederholt werden.

Außerdem schmerzt die Amniozentese beim Einsetzen der Nadel, und es ist auch möglich, bei der Extraktion von Fruchtwasser leichte Beschwerden im Bauchbereich zu spüren.

Weitere mögliche Risiken oder Nebenwirkungen der Amniozentese sind die folgenden:

  • Fruchtwasserverlust oder Blutungen
  • Einstich im Fötus oder in der Nabelschnur während der Untersuchung
  • Übertragung von Infektionen von der Mutter auf den Fötus, wie HIV, Hepatitis C oder Toxoplasmose
  • Reizung um die Einstichstelle herum
  • Infektionen in der Gebärmutter nach der Untersuchung

Etwas sehr Wichtiges bei der Entscheidung, ob eine Amniozentese durchgeführt werden soll oder nicht, ist es, eine klare Vorstellung davon zu haben, welche Ergebnisse vorliegen können. Wenn es schließlich aufgedeckt wird, dass das Baby eine Anomalie hat, muss die Frau oder das Paar die Entscheidung treffen, die Schwangerschaft trotz allem abzubrechen oder fortzusetzen.

In einigen Fällen sind die Eltern unter keinen Umständen bereit, die Schwangerschaft freiwillig zu beenden, so dass es keinen Sinn macht, das Risiko einer Fruchtwasseruntersuchung einzugehen.

Alternativen

In den letzten Jahren wurden neue Methoden zur Früherkennung von fetalen Veränderungen entwickelt, um die Anzahl der durchgeführten Amniozentesen zu reduzieren.

Im folgenden Abschnitt zählen wir einige dieser alternativen Tests auf:

Nichtinvasiver Pränataltest
besteht aus einer einfachen Entnahme von Blut aus dem Arm der Mutter. Es wurde bewiesen, dass in mütterlichen Blutproben aus der 9. Schwangerschaftswoche fetale DNA vorhanden ist, wo bis zu 80% der chromosomalen Anomalien, die mit einer Amniozentese diagnostiziert würden, nachgewiesen werden können.
Triple-Test
ist die Risikoeinschätzung, ob beim Fötus Chromosomenstörungen vorliegen. Das Risiko berechnet sich aus den Ergebnissen des Blutbildes der Mutter und der Nackentransparenzmessung des Fötus.
Präimplantationsdiagnostik (PID)
Die PID ist die früheste Diagnostik, da sie aus einer Zelle durchgeführt wird, die aus dem Embryo selbst gewonnen wird bevor dieser in die Gebärmutter übertragen wird. Dazu muss sich die Frau einer In-vitro-Fertilisation (IVF) unterziehen.

Fragen die Nutzer stellten

Muss ich mich nach der Fruchtwasseruntersuchung ausruhen?

durch Zaira Salvador (embryologin).

Ja, nach einer Fruchtwasseruntersuchung sollte sich die Patientin noch am selben Tag ausruhen und sich in den nächsten 2-3 Tage nicht überanstrengen. Von Geschlechtsverkehr in der darauffolgenden Woche wird ebenfalls abgeraten.

Falls es zu starken Krämpfen, Fruchtwasserverlust oder Blutungen kommt, sollte die Schwangere sofort einen Arzt aufsuchen.

Was kostet eine Fruchtwasseruntersuchung?

durch Zaira Salvador (embryologin).

Eine Amniozentesis kostet bis zu 700 Euro und ist nicht Teil der regulären Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft. Die Krankenkasse übernimmt deshalb nur in bestimmten Fällen die Kosten einer Fruchtwasseruntersuchung. Frauen, die bereits über 35 Jahre alt sind und solche, bei denen Erbkrankheiten in der Familie bestehen, haben Anspruch auf Kostenübernahme.

Ich bin mithilfe einer Eizellenspende schwanger geworden. Brauche ich auch eine Fruchtwasseruntersuchung?

durch Zaira Salvador (embryologin).

Prinzipiell nicht. Die Eizellen stammen von jungen und gesunden Eizellspenderinnen, die in den meisten Fällen unter 30 Jahre alt sind. Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass diese Eizellen Genmutationen aufweisen. Deshalb ist eine Fruchtwasseruntersuchung nicht nötig, selbst wenn die Schwangere bereits über 35 ist. Nichtsdestotrotz wird bei Schwangeren, die eine Eizellenspende hinter sich haben, ganz normal das Ersttrimesterscreening durchgeführt, um mögliche Risiken und Komplikationen ausschließen zu können.

Wie immer ist den ärztlichen Indikationen während der Schwangerschaft Folge zu leisten.

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Wenn Sie alles zu den Untersuchungen wissen möchten, die normalerweise während der 40. Schwangerschaftswochen durchgeführt werden, können Sie mehr darüber im folgenden Artikel lesen: Untersuchungen währen der Schwangerschaft.

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Literaturverzeichnis

Autor

 Zaira Salvador
Zaira Salvador
Embryologin
Abschluss in Biotechnologie an der Polytechnischen Universität Valencia (UPV) und Spezialistin für assistierte Reproduktion mit Masterabschluss in Human Reproduction Biotechnology am Instituto Valenciano de Infertilidad (IVI) und der Universität Valencia. Mehr über Zaira Salvador
Auf deutsch angepasst von:
 Romina Packan
Romina Packan
inviTRA Staff
Chefredakteurin und Übersetzerin für die deutsche Ausgabe von inviTRA. Mehr über Romina Packan

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